Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel
Neubau eines Dokumentationszentrums in der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel
Beschreibung
Das Strafgefängnis Wolfenbüttel diente im Nationalsozialismus u. a. durch Inhaftierung von politischen Gegnern und als Vollstreckungsort von 527 Todesurteilen der Justiz der Umsetzung der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik. 1990 wurde eine Gedenkstätte am historischen Ort innerhalb der Justizvollzugsanstalt eingerichtet. Daher ist bisher ein Besuch der Gedenkstätte nur nach Voranmeldung und Sicherheitsüberprüfung möglich.
In dem ab 2019 spontan zugänglichem neuen Dokumentationszentrum können sich Besucher_innen in einer multimedialen Dauerausstellung und bei Veranstaltungen in einem neuen Multifunktionsraum mit den Themen Strafvollzug und Justiz im Nationalsozialismus und deren Folgen auseindersetzen. Hierfür bestand die Bauaufgabe aus zwei grundsätzlich widersprüchlichen Parametern: 1. Ausstellungsneubau innerhalb des hochgesicherten Areals der JVA bei 2. öffentlicher Zugänglichkeit des Gebäudes. Durch die unmittelbare Nähe zu den historischen Orten ist als zentraler Entwurfsgedanke die Blickbeziehung aus der Ausstellung heraus auf das ehemalige Hinrichtungsgebäude und die Hafthäuser hervorzuheben. Weiterhin prägt die denkmalgeschützte und dominierende Gefängnismauer den Ort. Um den Außenbereich des JVA-Geländes möglichst wenig einzuschränken, ist die Grundfläche minimiert und die Ausstellung wurde überwiegend im ersten OG positioniert, wobei die entstandene imposante Auskragung die Feuerwehrzufahrt darunter zu gewährleisten hat. Aufgrund des Persönlichkeitsschutzes der Gefangenen sind keine Fenster zum Anstaltsgelände zulässig mit Ausnahme des großen Ausstellungsfensters mit Blick auf die historischen Orte als spannungsvoller Kontrast. Dieses wird bei Gefangenenbewegungen undurchsichtig.
Erschlossen über das angrenzende Grundstück einer Bank gelangt der Besucher durch eine Öffnung in der denkmalgeschützten Gefängnismauer in einen Patio. Von hier aus betreten die Besucher_innen das Foyer im EG mit Multifunktionsraum. Ein Prolog leitet hier den Ausstellungsbereich ein und führt zur Ausstellung im ersten OG. Im 2. OG befinden sich Büro- und Sammlungsräume sowie weitere Funktionsräume der Gedenkstätte. Das barrierefreie WC ist im EG, weitere Toilettenanlagen liegen im Mezzaningeschoss zwischen EG und 1. OG. Das Gebäude wird in Ortbeton ausgeführt und in Anlehnung an die Gefängnismauer und die Fassaden des Hafthauses I mit einer warm getönten Betonfassade versehen. Vektorisiert-visualisierte Einritzungen aus einer Arrestzelle verbinden den Neubau mit den historischen Orten. Das Gebäude bildet den äußeren Sicherheitsbereich (Gefängnismauer) der JVA.
Projektdetails
- Einzelplanung Gebäude LP 6 – 8
- Baumanagement
Dokumentationszentrum ca. 920 m² BGF
Entwurfsverfasser / Quelle Visualisierung:
winkelmüller.architekten gmbh, Berlin
Fotograf
Steffen Spitzner, Gera
Involvierte Arbeitsgebiete
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